Der andere Autor beschäftigt sich allgemein mit Mathematikunterricht, zu dieser Zeit gab es den Computer noch nicht in der Schule, es ist
Walther Lietzmann: Die Methodik des mathematischen Unterrichts, Quelle & Meyer Heidelberg 1951, S.9:
"Die Entwicklung der Anschauungen über die Ziele des Rechenunterrichtes spiegelt sich in seiner Geschichte wider. Bis ins 17. Jahrhundert hinein betonte der Rechenunterricht fast ausschließlich praktische Zwecke. Dem Schüler wurde beigebracht, wie er rechnen müsste:
"Machs also - und kumpt recht", heißt es im Bamberger Rechenbuch von 1483. Warum so gerechnet wurde, das blieb unbeantwortet. So war das Rechnen damals ein Handwerk, das erlernt wurde wie andere auch, das Unterrichten ein Abrichten, ein Einpauken von Regeln. Eine solche einseitige Betonung des materialen Prinzipes im Rechenunterricht hat vereinzelt bis in das 19. Jahrhundert hinein gedauert.
Man kann wohl sagen - oder doch hoffen -, dass heute diese Art des Rechenunterrichtes ausgestorben ist. Der Umschwung begann im 18. Jahrhundert; entscheidend wurde das Wirken Pestalozzis. Neu war die Absicht, mit dem Rechnen eine Schulung des Geistes zu erzielen. Einsicht in das Gefüge der Rechengesetze erscheint nicht minder wichtig als Kenntnis und Fertigkeit in ihrer Anwendung. Damit wird die Entwicklung der anschaulichen und der logischen Geisteskräfte zu einer Hauptaufgabe des Rechenunterrichts. Man hat nicht selten dieses formalistische Prinzip überspannt, mehr im Klarmachen der Rechengesetze das Ziel des Unterrichts gesehen, als darin, dass der Schüler mit den erlernten Rechenmethoden auch etwas anzufangen versteht. Die Zeit brachte erst allmählich den rechten Ausgleich zwischen formalem und materialem Prinzip; Männer wie Harnisch, Diesterweg und Hentschel sind da zu nennen."
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