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Lebenslauf Martin Wagenscheins


Kindheit, Jugend, Schulzeit
3. Dezember 1896 geboren in Gießen. Mutter: Anna Wagenschein geborene Sittig, Vater: Raimund Wagenschein, leitender Ingenieur der Gailschen Ziegelei in Gießen
1902 - 1914 Schulzeit in Gießen
13. August 1914 Abitur am Großherzoglichen Realgymnasium zu Gießen (Not-Reifeprüfung wegen des Kriegsausbruchs)

Studienjahre
August 1914 bis 1918 militäruntauglich (herzkrank), im Dienst des Roten Kreuzes, Zweigverein Gießen tätig
7. November 1914 Immatrikulation an der Ludwigs-Universität in Gießen in den Fächern Mathematik, Physik, Geographie
Okt. 1914 - Feb. 1915 Ausbildung zum Krankenpfleger an der Gießener Universitäts-Augenklinik
Sommersemester 1918 Studium in Freiburg an der Albert Ludwigs-Universität. (Experimentalphysik, Allgemeine Kartenlehre, Kartographische Übungen, Analytische Mechanik)
29. November 1919 Hausarbeit in Mathematik: "Über das Kontinuumproblem im Anschluss an das Buch von Weyl" bei Prof. Ludwig Schlesinger
23. Februar 1920 1. Staatsexamen in Mathematik, Physik, Geographie, mit "sehr gut"
29. Juli 1920 Promotion bei Prof. Walther König: "Experimentelle Untersuchung über das Mitschwingen einer Kugel in einer schwingenden Flüssigkeits- und Gasmasse". Prädikat "ausgezeichnet"
1920 - 1.Oktober 1921 Beurlaubung für eine Assistentenstelle am Physikalischen Institut der Universität Gießen

Berufsbeginn
10.10.1921 - 30.9.1922 Beginn der pädagogischen Ausbildung am Seminar des Realgymnasiums Darmstadt, Praktikum: 7 Wochen Liebig-Oberrealschule in Darmstadt, 3 Wochen Wormser Oberrealschule, 5 Wochen Augustiner-Schule (Realschule und Gymnasium) in Friedberg
6. Oktober 1922 Beginn des Probejahres am Realgymnasium Gießen
ab Ostern 1923 Verwaltung einer Studienratsstelle an der im Ausbau zur Oberrealschule befindlichen Ernst-Ludwig-Schule in Bad Nauheim
31. Oktober 1923 2. Staatsexamen (Staatsprüfung für das höhere Lehramt) Examensarbeit "Über die Förderung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit durch den mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht"
8. November 1923 Ernennung zum Studienassesor
November 1923 Verlobung mit Wera Biermer, Tochter des verstorbenen Nationalökonomen Magnus Biermer
Ostern 1924 Beurlaubung an die Odenwaldschule
17. Mai 1924 Heirat mit Wera Biermer

Die Jahre bei Paul Geheeb
1924 - 1930 Beurlaubung aus dem Staatsdienst an die Odenwaldschule
April - Oktober 1930 zurück in den Staatsdienst (Oberrealschule Mainz)
22. Mai 1930 Vereidigung als Beamter
Okt. 1930 - Ostern 1933 erneute Beurlaubung an die Odenwaldschule
1930 "Bildung durch Naturwissenschaft" erscheint
1932/33 "Naturwissenschaft und Bildung" erscheint

Im öffentlichen Schuldienst
1. 4. 1933 - 31. 7. 1957 Schuldienst im Darmstädter Raum
1. August 1933 bis 1945 Überplanmäßiger Studienrat an der Ludwigs-Oberrealschule für Knaben in Darmstadt
1933 Beitritt zur NS-Volkswohlfahrt (März-Nov. Kassierer) und zum NS-Lehrerbund
1933/34 "Zur erzieherischen Aufgabe des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts" erscheint.
Ostern 1934 Paul Geheeb emigriert in die Schweiz
1935 "Physikalischer Unterricht und Intellektualismus" erscheint
Sommer 1935 krank in Gießen, schreibt "Zusammenhänge der Naturkräfte"
1. April 1936 planmäßige Studienratsstelle (Berufung in das Beamtenverhältnis)
1937 "Zusammenhänge der Naturkräfte" erscheint bei Vieweg, Braunschweig
1938 Beitritt zur NSDAP
Spruchkammerbescheid vom 28.10.1947: Gruppe 5 (Entlastete). Aus der Begründung: "...hat bei Schülern kritisches Urteilsvermögen durch ÜBUNG geschärft und so selbständiges Denken in jeder Hinsicht begünstigt, ... leistete damit einen starken aktiven Widerstand gegen das autoritäre Erziehungssystem. Seine pädagogischen Schriften ... beweisen, dass er Widerstand mit Konsequenz und Klugheit geleistet hat."

Neubeginn nach dem Krieg
November 1945-1954 Aufbauschule Traisa
22. März 1950 Ernennung zum Oberstudienrat
1953 "Natur physikalisch gesehen" erscheint
1954 bis 1957 Schuldorf Bergstraße
1955 "Die Erde unter den Sternen" erscheint
1956 "Zum Begriff des Exemplarischen Lehrens" erscheint
1. August 1957 Vorzeitige Versetzung in den -schulischen- Ruhestand
1962 "Die Pädagogische Dimension der Physik" erscheint
1965 "Ursprüngliches Verstehen und exaktes Denken" Band 1 erscheint
1967 "Ursprüngliches Verstehen und exaktes Denken" Band 2 erscheint
1970 Institut für Film und Bild in München gibt ein Tonband heraus: "Anmerkungen zum genetischen Prinzip im Physikunterricht"
1975 "Rettet die Phänomene"; Zusammenarbeit mit Hugo Kükelhaus

Hochschule
1.Oktober 1949 - 1963 Lehrauftrag am Pädagogischen Institut in Jugenheim/Bergstr. für "Naturwissenschaftliche Erkenntnispsychologie"
1952 - 1987(!) Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Darmstadt für "Praktische Pädagogik"
1. 11. 1955 - 31. 3. 1956 Vertretung des Lehrstuhls für Pädagogik in Tübingen
Dezember 1956 - 1978 Honorarprofessor in Tübingen
1963 - 1972 Das Pädagogische Institut Jugenheim wird nach Frankfurt an die Hochschule für Erziehungswissenschaft verlegt, dort Lehrbeauftragter für "Didaktik der exakten Naturwissenschaften"
Februar 1987 Brief an die Technische Hochschule Darmstadt, in dem er sich dafür bedankt, dass ihm so lange der Kontakt mit der Jugend möglich gemacht wurde und mitteilt, dass ihn die Beschwerden des Alters zum Aufhören zwingen
3. April 1988 (Ostersonntag) Tod in Trautheim
23. Juli 1988 Wera Wagenschein stirbt in Trautheim

Mitwirkung in bildungspolitischen Ausschüssen
1947 - 1953 Landesschulbeirat für Hessen. Gedrucktes Organ: "Hessische Beiträge zur Schulreform", ebenfalls in diesem Kreis waren: Dr. F. Malsch, Prof. Dr. C. Schmieden, Dr. Buggisch, Dr. Minna Specht, Prof. Dr. H. Graf, Prof. H. Thyen, Min.Rat a.D. Dr. Kammer, Prof. Dr. A. Walther, Dr. W. Kraus
30. Sept./1.Okt. 1951 "Tübinger Resolution". In Tübingen treffen sich, -auf Einladung von Carl Friedrich von Weizsäcker, Walther Gerlach, Georg Picht und anderen- Vertreter aller bildungspolitischen Anstalten und der Verwaltung zu einer Konferenz "Universität und Schule". Wagenschein hält sein Referat "Zur Selbstkritik der höheren Schule"
ab 1960 Deutscher Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen. Er bestand von 1953 bis 1965 und umfasste 35 Personen. Er sollte die Entwicklung des Erziehungs- und Bildungswesens beobachten und durch Rat und Empfehlung fördern

Ehrungen
8. Mai 1955 Goethe-Plakette in Anerkennung der besonderen Verdienste im kulturellen Leben des Landes Hessen
30. Mai 1969 Preis der Georg-Michael-Pfaff-Stiftung für Initiativen im Bildungswesen
1. Februar 1978 Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Darmstadt
18. September 1985 Preis der Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache
19. März 1986 Didaktik-Preis für Physik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
16. Juni 1992 In Trautheim wird eine Straße nach ihm benannt (Wagenscheinweg)

Hannelore Eisenhauer und Klaus Kohl