Eigentlich habe ich ja bis zur Promotion "richtige" Chemie studiert (an der TH Karlsruhe), aber ...
... da lernt man während der ersten Semester eine Oberprimanerin kennen, die es sich nicht nur in den Kopf gesetzt hatte, am Pädagogischen Institut Jugenheim zu studieren (fast ein Graus für mich, denn ich wollte aus meiner häuslichen Lehrerdynastie endlich ausbrechen!) sondern, kaum dass sie dort war, auch bei dem berühmten Professor Wagenschein eine Vorlesung belegte (waas? als Anfängerin?). Na ja, da guckte ich halt, was sie dort begeisterte (erste Hausaufgabe: "Schauen Sie sich den Mond an!" - das taten wir dann gemeinsam). So kam ich öfters nach Jugenheim, anscheinend so oft, dass Wagenschein später einmal meinte: "Ich wusste gar nicht, dass er eigentlich nicht dazugehörte." - Na, ja, so kam alles zusammen: Als meine Frau dann heiratete, behielt sie ihren Mädchennamen (damals war das noch schockierend!) und heisst heute noch wie immer Hannelore Eisenhauer. Und ich war dann zwischen Diplom und Promotion so weit, dass ich es nicht mehr als meine Lebensaufgabe sah, Schwefelsäure zu kochen oder in ein Waschpulver einen dritten Weißmacher hineinzuzwängen. So unterrichten zu dürfen und zu können, wie Wagenschein es zeigte, das müsste Spaß machen! Aber noch ein Lehrerstudium dranzuhängen (zwei Semester wären mir ob meiner Fachbildung erlassen worden) dazu hatte ich auch keine Lust mehr. "Gehen Sie doch an eine Privatschule, da genügt die fachliche Qualifikation." (Nein, das war nicht Wagenscheins Rat!!). Aber meine Frau war zu dieser Zeit für ein Jahr an die Ecole d'Humanité beurlaubt worden, auf Wagenscheins Rat, er musste das bis zum Kultusminister durchboxen. Und da setzte ich mich auf mein Moped und zwang es von Karlsruhe nach Goldern, um mir diese Schule mal anzuschauen und nachzuschauen, wie man dort unterrichten könnte. Nein, einen Chemielehrer würden sie jetzt nicht brauchen, aber ob ich Physik unterrichten könnte? Doch, das traute ich mir zu, denn während ich die zweisemestrige Grundvorlesung in Karlsruhe zum dritten Mal (diesmal bei Prof. Buckel!) hörte, bekam ich endlich das Gefühl, Physik wirklich verstanden zu haben. Begeistert hatte sie mich ja schon viel früher.
Danke, das reicht - zum Haupteingang zurück!
Und wie ging es weiter?